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REPROGRAF
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b r a n c h e n
B l i c k
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Schweres Geschütz fährt Verwalter Mi
chael Schoor im Insolvenzverfahren Repro
technik auf. Er hat sich gewisse Zahlungs
ströme bei der ReprotechnikKette in den
Monaten vor Insolvenzantragstellung nä
her angesehen. Dabei soll er einer Über
weisung in Höhe von angeblich EUR
240.000,– an Petra Wallasch auf die Spur
gekommen sein. Schoor will das Geld zu
rückholen und klagt jetzt.
Vor dem Landgericht Leipzig initiierte
Schoor jetzt ein Insolvenzanfechtungs
verfahren gemäß Insolvenzordnung bean
tragt (AZ 703428/11). Die Klageschrift hat
die Rechtsanwaltskanzlei Pluta verfasst.
Beklagte sind der (Noch)Alleineigentümer
der
ReprotechnikBeteiligungsgesell
schaft, der Investor Heliad, sowie die ehe
malige RTGesellschafterin PetraWallasch.
Reprotechnikinsolvenz
RT-Pleite: Muss Wallasch 240.000 Euro Abfindung zurückzahlen?
Dem zuständigen Richter liegt die Klage
seit dem 28.11.2011 vor, so der Presse
sprecher des Landgerichtes Leipzig, Ober
holz. Schoor will für die geschädigtenGläu
biger die Rückabwicklung des umstrittenen
Zahlungsflusses anWallasch erreichen. Das
Geld soll die blonde Leipzigerin nach ihrem
plötzlichen Ausscheiden im vergangenen
Jahr im Vorfeld der 11MillionenPleite er
halten haben. Die EUR 240.000,– stünden
dann neben den vonHeliad anWallasch an
geblich geflossenen Millionen für ihre Re
protechnikAnteile. Möglicherweise lässt
die Abfindungshöhe Rückschlüsse auf ihr
damaliges Monatseinkommen zu: 6 Mona
te à EUR 40.000,–.
Nach § 135 Insolvenzordnung wäre die
Zahlung heute anfechtbar, wenn es sich
um ein Darlehen oder eine gleichgestellte
Forderung handeln würde, und wenn »die
Handlung im letzten Jahr vor dem Eröff
nungsantrag … vorgenommen worden
ist«. Nach § 134 könnte die Zahlung an
Wallasch auch als »objektiv unangemes
sen« gewertet werden, sofern die Gegen
leistung fehlt. Bei RT war sie in jener Phase
jedenfalls nicht mehr gesehen.
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Im Rahmen der Reprotechnik-Insolvenz könnte jetzt ein Vermögenstransfer an die
Ex-Kettenchefin Petra Wallasch aus Leipzig wieder rückgängig gemacht werden.
Die ehemalige ReprotechnikDruckerei Print
64 aus Norderstedt bei Hamburg hat im Ok
tober zum dritten (!) Mal Insolvenz ange
meldet. Der zu Beginn des vergangenen Jah
res für die ReprotechnikGruppe von Dr.
Gerold Kotman akquirierte Druckbetrieb wurde seinerzeit als ge
niale Expansion der RTKette dargestellt. Viele Lieferanten und
Kunden glaubten an das gestellte Erfolgsbild. Zwischen Kotman
(für seine CeC) und Wallasch (für die ReprotechnikDachgesell
schaft) wurde ein umfassender Beratervertrag geschlossen, der
auch die gut dotierte Akquise von weiteren BranchenBetrieben
regelt: Monatspauschale, Spesen und eine Provision. Unterzeich
net hat das Dokument am 15.2.2010 alleine das Leipziger Paar –
quasi unter sich. Bislang unbekannt ist, wieviel Provision Kotman
tatsächlich kurz vor der 11MillionenRTPleite erhalten hat.
In der Branche gilt es als unverständlich, dass sich immer wieder
Zulieferer finden, die solchen Pleitestrukturen auf die Beine hel
fen und diesen damit einseitige Wettbewerbsvorteile verschaf
fen. Der Insolvenzverwalter prüft jetzt, ob Print 64 erneut in
einem vierten Leben fortgeführt werden kann. Er sucht einen
»engagierten Investor«, heißt es.
n
Insolvenzserie
Dritte (!!!) Pleite bei Print 64
Kotman-Akquisen in Norderstedt, Mainz und Wien entpuppten
sich schnell als Flop. Welche Provisionen sind an ihn geflossen?
Cleveres Geschäftsmo-
dell. Marode Druckereien
gegen satte Provisionen
für die RT-Gruppe
akquiriert: Gerold
Kotman (links) zu Beginn
2010 mit damaligen
Print-64-Mitarbeitern.